Aussensauna Tamina Therme Bad Ragaz
Objekt: Studienauftrag auf Einladung, 2. RangBauherrschaft: Tamina Therme AG
Realisation: 2012
Mitarbeit: Lukas Felder, Ales Hanak, Kuhn Landschaftsarchitekten
Projektblatt: Aussensauna Tamina Therme Bad Ragaz
Sauna ein Ritual der Gegensätze
Ein Gong ertönt. Man versammelt sich auf dem Deck und vor dem Eingang zur Sauna. Die SaunameisterIn empfängt mit offener Tür. Betreten der Sauna. Das Aufgussritual am steinernen Ofen beginnt. Die Hitze verbreitet sich und packt zu, der Körper beginnt zu schwitzen und zu taumeln. Konzentration im Rund der Sitzarena. Kontemplation mit Blick in den Garten, in die Weite. Ein letztes Wedeln mit dem Tuch, Eingehülltsein in Hitze – dann der Austritt ins Freie. Die frische Luft belebt und entspannt. Den Durst Löschen am Trinkbrunnen, tief Einatmen, dann Abkühlen - unter der Schwalldusche, dem Schwalleimer, Abspritzen mit dem Kneippschlauch oder als Krönung der Gang in den Garten und das Eintauchen in die Nebelwolke zwischen den Bäumen; die Mutigen wagen im Winter einen Sprung vom Liegedeck in den Schnee -. Es folgen Entspannen und Verweilen. Liegen auf dem Holzdeck, Sitzen auf der Bank an die warme Holzwand gelehnt, den Blick ins offene Tal, die Berge und die Burg im Wald oder Eintauchen in die Intimität des Gartens mit seinen Bäumen und Pflanzen.
Heiss und Kalt -Trocken und Feucht - Innen und Aussen - Hell und Dunkel. Das Sauna-Ritual lebt von starken Gegensätzen und sich abwechselnden Polen. Körper und Geist werden wohltuend herausgefordert und belebt. Das Projekt thematisiert das Spiel zwischen den Polen auf der räumlichen, der materiellen und der atmosphärischen Ebene.
Pavillon im Garten
Die neue Aussensauna stellt ganz in der Tradition von Park- und Gartenarchitekturen eine eigenständige und verspielte Architektur dar. In der Platzierung, Grösse und Form, orientiert sich der Pavillon an der Bepflanzung des Gartens, in der Materialisierung und Detaillierung nimmt er Bezug zu den historischen Villen und dem bestehenden Saunagebäude. Der Pavillon bildet eine Insel eingebettet in den Pflanzen. Sämtliche Nutzungen von Ankommen und Warten, über Saunieren und Abkühlen, bis hin zum Verweilen und Ausruhen, spielen sich zwischen Deck und Dach ab. Der Pavillon ist ein grosses Möbel aus Holz und Stein. Die Räume charakterisieren sich in unterschiedlichen der Nutzung entsprechenden Öffnungsgraden von Geschlossen bis Offen – vom Schwitzraum bis zum Liegedeck. Ein feines dunkles Kleid mit edlem Futter hüllt den Besucher ein.
Anschmiegen und Verbinden
Gebäude - die in eine Flucht gesetzten Villen Hermitage und Solitude mit ihren vorgelagerten Veranden, sowie der im Terrain tiefer gelegene eingeschossige Saunabau der bestehenden Anlage - und Bepflanzung bilden den Raum des Gartens. Der Pavillon im Zentrum platziert, verstärkt die zwei Bereiche des Gartens – den hellen offenen Raum mit Blick in die Weite und den kühlen erfrischenden Raum zwischen den Bäumen – und nutzt geschickt deren unterschiedliche Qualitäten. Die Bepflanzung verstärkt die räumliche Anlage des Gartens. Der Pavillon schmiegt sich unter die Bäume und wird von Büschen und Blumen umrankt. Der von den Pflanzen gebildete Raum zwischen den Bäumen bietet Schutz vor Einblick. Die bestehende Bepflanzung aus hochstämmigen Bäumen, niederen geschnittenen Hecken und einzelnen Buschvolumen, wird verdichtet und um eine vierte Ebene ergänzt - bodennahe Blumenfelder -.
Materialien für Innen und Aussen
Die Holzkonstruktion betont den Pavilloncharakter der Architektur und verbindet Innen und Aussen zu einem harmonischen Ganzen. Die verschiedenen Elemente werden alle in unterschiedlichen Hölzern in unterschiedlicher Verarbeitung ausgeführt - der Saunaausbau in Weisstanne und Arve, das Liegedeck mit Sitzbänken in roher Lärche, der Vorraum und die Garderobe mit integrierter Sitzbank in geölter Birke, das Dach mit Gebälk und Untersicht in heller Fichte, die Fassadenverschalung dunkel gebeizt -. Der eingefärbte Beton im Bereich der Duschen, die aufgehängten Textilien der Besucher und vor allem die Präsenz und Nähe der umliegenden Bepflanzung ergänzen und bereichern das Bild.