Wohnhaus Alte Trotte Zürich
Objekt: Denkmalschutz Gesamtinstandsetzung Planerwahlverfahren, 1. RangStandort: Nordstrasse 331, 8037 Zürich
Bauherrschaft: Stadt Zürich
Realisation: 2016 - 2019
Mitarbeit: Lukas Felder, Josianne Gsponer, Sabine Schaub
Projektblatt: Wohnhaus Alte Trotte Zürich
Neue Gemeinschaft in robustem Gehäuse
Ausgangslage
Das Wohnhaus Alte Trotte, im 16. Jahrhundert erbaut, ist ein wichtiger Zeitzeuge im sich rasch verändernden Stadtquartier. Das Bauernhaus mit Anbau eignet sich als Wohnhaus für eine heutige ‘Grossfamilie’, eine Wohngemeinschaft für 14 Personen, und stellt damit eine sinnige Ergänzung zum benachbarten Alterszentrum Trotte dar.
Projektziele
Mehrmals um- und angebaut, befindet sich das Gebäude vor der Instandsetzung in einem schlechten Zustand und wird in Vereinbarung mit den denkmalpflegerischen Anforderungen einer Gesamtinstandsetzung unterzogen. Das Projekt hat zum Ziel das Bauernhaus Alte Trotte in seinen räumlichen und materiellen Qualitäten zu stärken und dabei dessen Schwachpunkte zu korrigieren.
Wohnen im Bauernhaus _ Alles unter einem Dach
Für ein Bauernhaus charakteristisch, sind sämtliche Nutzungen unter einem Dach vereint. Dabei lassen sich die unterschiedlichen Qualitäten der verschiedenen Räume hervorheben und entsprechend bespielen. Der robusten Grosszügigkeit der ‘Ökonomieräume’ als Orte des Zusammenlebens steht die gemütliche Privatheit der kleinen Kammern gegenüber.
Öffnen und Verbinden
Das Gebäude ist vor der Instandsetzung durch Um- und Einbauten stark verunklärt. Insbesondere auf seiner Nordseite im Erd- und Obergeschoss ist die ursprüngliche Struktur des Gebäudes kaum mehr zu erkennen; war dieser Gebäudeteil ursprünglich leergeräumt und Standort der grossen Baumtrotte? Die Eingangssituation, die Wegführung und die Verbindung zum westseitigen Anbau wirken beengend und labyrinthisch. Durch Öffnen des Raumes - Rückbau der Einbauten inklusive Zwischendecke - und Umplatzierung der Treppe ins Obergeschoss, beginnt das Haus zu ‘atmen’ und es entsteht eine selbstverständliche Verbindung ins Hinterhaus und in den neuen Anbau.
Anordnung der Gemeinschaftsräume _ Räumliche Qualität und architektonischer Ausdruck
Mehrere Räume verteilt im Haus
Die ‘Ökonomieräume’ werden im Erdgeschoss angeordnet und verteilen sich sowohl im historischen Bauernhaus als auch im neuen Anbau. Dabei profitieren sie von den je eigenen Qualitäten der unterschiedlichen Architekturen, wie auch der Orientierung und Beziehung zum Aussenraum. Vom ostseitigen Hauseingang betritt man den Wohnraum, vorbei zwischen Badezimmer und Teeküche, zur grosszügigen Küche mit offener Treppe ins Obergeschoss, weiter ins lichte Tenn im neuen Anbau mit frei bespielbarem Wohn- und Essraum zum Garten.
Das Massive und das Leichte _ Drinnen und Draussen
Die Gegenüberstellung und Symbiose von Massivbau und Holzkonstruktion, der introvertierten Kammern mit kleinen Fenstern und der grosszügigen Gemeinschaftsräume mit Verbindung untereinander und zum Garten, von bestehenden und neuen Elementen und Bauteilen, prägen den räumlichen und materiellen Charakter des Gebäudes. Die Ausformulierung von Küche und Essraum steht stellvertretend für die zwei Gesichter des Hauses.
Tragwerk
Nachträgliche Sekundäreinbauten werden rückgebaut und das primäre Holztragwerk im nordseitigen Erd- und Obergeschoss inklusive Decke zum Dachgeschoss freigelegt. Defekte Teile des geschützten Tragwerkes werden repariert und durch neue Bauteile ergänzt.
Infrastruktur und Haustechnik _ Küchen Bäder Technik
Die technischen Anlagen - Elektro, Heizung, Sanitär - befinden sich im neuen zweigeschossigen Sanitär-Einbau auf der Nordseite, sowie ausgelagert im Schopf.
Fotos © Ariel Huber